Samstag, 17. Dezember 2011

Entwicklungsstufen des Traders - Phase 2: der Beginner

Einleitend möchte ich heute ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich zwar immer von der männlichen Form des Traders spreche, dies aber aus Lesbarkeitsgründen tue. Gemeint und angesprochen sind natürlich auch alle Traderinnen, von denen es noch zu wenige gibt – aber es wird langsam.

Farbe Rot. Ok, mehr Rosa.
Im Übrigen habe ich das, was ich beschreibe, selbst erlebt und durchgemacht. Es klingt vielleicht überdreht, aber es ist keineswegs übertrieben. Glaube mir!

2.    Phase Beginner

Der Beginner kennt sich jetzt schon etwas aus. Die wichtigsten Broker sind ihm ein Begriff, er hat in die verschiedenste Tradingsoftware reingeschnuppert und sein System gefunden. Er kennt die wichtigsten Indikatoren und erkennt beim Blick auf den Chart, welcher Trend vorliegt. Er kommt sich schon vor wie ein Profi, kann auf Messen mit anderen Tradern fachsimpeln und kennt seine Lieblingsmärkte.
Er setzt sich jeden Morgen (oder wann immer er Zeit findet) vor den Rechner, scannt fieberhaft die Märkte und hat Angst, den Trade seines Lebens zu verpassen. Er ärgert sich über jeden verpassten Trade und geht viel zu oft in den Markt. Er probiert alle Zeitebenen aus, lässt Verluste laufen in der Hoffnung, dass der Markt dreht. Er setzt alles auf eine Karte. Er glaubt, nein, er ist überzeugt, dass irgendwo jemand sitzt, der dafür sorgt, dass der Markt immer genau dann dreht, wenn er eingestiegen ist. Er ist himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Er ist kurz davor süchtig zu werden.

Doch er beginnt zu ahnen, dass dieses planlose Herumstochern im Markt zu nichts führt. Er braucht ein System. Er hört – alle erfolgreichen Trader haben ein System.
Jetzt beginnt die Suche nach dem System. Und das Ausprobieren der ultimativen Indikatoren. Läuft schon zwei Wochen und klappt immer noch nicht? Weg damit, den nächsten her! Oh, da ist ein Guru, der 80% Trefferquote verspricht. Kostet nur 2.000 Euro, der Kurs. Warum gibt der eigentlich Kurse bei 80% Trefferquote, fragt das Unterbewusstsein. Aber die Gier sagt: da muss ich hin, das ist die Lösung meiner Probleme!

Der Beginner hat vielleicht auch schon das erste Echtgeldkonto in den Sand gesetzt. Aber es ist kein Zocken, was er macht – sagt er. Und die Familie denkt sich ihren Teil.

Der Frust sitzt tief, aber die Hoffnung ist noch nicht tot. Sie gibt die Kraft, ein Tradingtagebuch zu führen. Die deprimierenden Kontoauszüge auszuwerten. Erste Erfolgsmuster zu erkennen. Und den Schritt zur nächsten Entwicklungsstufe zu schaffen – den Bachelor. Jetzt beginnt sich die Spreu vom Weizen zu trennen.

Seit dem Start sind zwei Jahre vergangen. Mindestens.
Manche schaffen es über diese Stufe nicht hinaus. Sie wagen keine Trades. Sind theoretisch total sattelfest, können Ratschläge geben ohne Ende. Traden aber nicht. So etwas gibt es, habe ich selbst erlebt.

Links zu den Vorgängern und Fortsetzungen:

Entwicklungsstufen des Traders - Phase 1: Der Start

Entwicklungsstufen des Traders - Phase 3: der Bachelor/Geselle

Gastkommentar zur Phase 1 der Traderentwicklung - die Starterphase

Gastkommentar zur Phase 2 der Traderentwicklung - Im Verlust keimt die Hoffnung

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