Dienstag, 20. Dezember 2011

Gastkommentar zur Phase 2 der Traderentwicklung - Im Verlust keimt die Hoffnung

Gastkommentar von ASWB2
Im Verlust keimt die Hoffnung

Ich habe bewusst diese Überschrift gewählt, denn das umschreibt die Phase zwei des Traders am Besten!

Hoffnung??? Was haben denn Gefühle im Trading verloren, werden Sie sich fragen. Und zu Recht! Eigentlich haben Gefühle beim Trading überhaupt nichts verloren und doch können wir unsere Empfindungen, die tief im Bewusstsein verankert sind, nicht ausblenden.

Im Gegenteil - je mehr Sie sich mit Kursen und Charttechnik befassen, desto mehr werden Sie feststellen, wie viel eigentlich von menschlichen Schwächen abhängt.
Was denken Sie, warum uns gewisse Formen oder Bilder immer wieder begegnen?

Nehmen wir als Beispiel die W-Formation.Wer kennt die Situation nicht, dass der Kurs unmittelbar nach dem Kauf in die falsche Richtung läuft?
Anstatt den Trade abzuschreiben und den SL als Betriebskosten zu sehen, wird der SL verschoben, oder besser gesagt, den Umständen angepasst. Nun keimt die Hoffnung auf Trendumkehr....Bitte bitte lass den Kurs drehen.Wenigstens bis zum Einstieg, dann steig ich auch aus - versprochen!!!
Der Kurs fällt und fällt. Irgendwann gibt man die Hoffnung auf und verkauft. Nun kaufen andere und der Kurs beginnt zu steigen. Das gibt es doch nicht, denken Sie, ich bin draußen und der Kurs steigt. Die Bankster wieder...kannten meinen SL und wollten den nur abfischen....Der Kurs steigt und steigt...schnell wieder rein, hab's doch gewusst, dass das Ding hochgeht. Dann zieht der TP bei einigen, die tiefer eingestiegen sind.....der Kurs fällt, dreht am Tiefpunkt und steigt...bis wohin? Na bis dahin, wo Sie das erste Mal eingestiegen sind...Erinnern Sie sich...wenigstens bis zum Einstandskurs, dann geh ich raus - versprochen.
So gibt es zahlreiche Beispiele in der Ct. Ganze Systeme wie z.B. die Elliotwaver sie verfolgen basieren auf menschlichen Entscheidungen.

Hoffnung wohin man schaut. Hoffnung, dass das kleiner werdende Depot wieder anwächst, Hoffnung dass die Familie das Trading nicht als Zockerei abtut und Hoffnung, dass Sie die Lehrlingszeit überstehen.
Und das wird gar nicht so einfach, das verspreche ich Ihnen, denn der größte Feind, dem Sie gegenüberstehen, sind Sie selbst, oder das eigene Ich, wie ich in einem anderen Artikel bereits schrieb.

Sie stehen sich selbst im Weg. Ihr Ziel muss ein nahezu emotionloses Traden sein.Was meinen Sie, warum Sie die Hoffnung auf den Einstandskurs hatten? Ich schrieb bereits in Phase eins, dass der Körper versucht Schmerz, hier Verluste, zuzulassen.Wir sind von Natur aus harmoniebedürftig, lieben es ausgeglichen, brauchen den Status quo. Die Hoffnung war bloß das Mittel zum Zweck, der Antrieb, der Sie bei der Stange hielt.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Kuss, an das erste Glas Wein, das erste Mal Autofahren erinnern? Ja, natürlich. Dieses Erlebnis ist in Ihrem Kopf nach wie vor präsent, egal ob sie Schönes oder weniger Schönes damit verbinden.Vergleichen Sie diese Erlebnisse bitte mit der Fahrt zur Arbeit heut morgen. Das ist nicht mehr dasselbe. Es tritt ein Gewöhnungsprozess ein. Das passiert mit positiven Dingen genauso wie mit negativen. Meine ersten an der Börse gewonnenen 100€... - man was war ich stolz! Ich weiß noch ganz genau, was ich mit dem Geld gemacht habe! Schick essen sind wir gegangen.Wie Banker. Bald gehen wir nur noch essen und müssen nie mehr selber kochen und wenn, dann lassen wir abwaschen. An die nächsten gewonnenen Hunderter kann ich mich gar nicht mehr so recht erinnern.

Leider gabs auch Verlusttrades und mein Konto geriet ins Minus. Der erste Verlust war schrecklich und ich setzte alles daran, diesen Verlust auszugleichen. Die Trades wurden immer unüberlegter, immer waghalsiger...vor allem aber - immer verlustreicher!
Zum Glück kam ich rechtzeitig zur Besinnung und mein Konto wurde nicht komplett ruiniert.

Was ich damit sagen möchte ist, dass in meinen Augen der Gewöhnungseffekt in Phase 2 das ist, was ich für am gefährlichsten halte.

Versuchen Sie deshalb bitte immer so neutral wie möglich einen Trade zu eröffnen. Der Erfolg ist unter anderem stark von der Erwartungshaltung abhängig, gerade auch das damit verbundene Glücksgefühl, wenn der Gewinn deutlich höher ausfällt als erwartet.

Sie werden Ihre Gefühle nicht ausschalten können, aber nun wissen Sie, dass sie Ihrem Erfolg entgegenstehen. Seien Sie sich dessen stets bewusst. Stecken Sie Ihre Ziele nicht zu hoch, denn erfüllen Sie Ihre Erwartungen nicht, trübt das Ihre Stimmung, deren Auswirkung ich oben ausgeführt habe.

Ihr erstes Ziel in Phase zwei sollte das Minimieren der Verluste und als nächster Schritt der Kapitalerhalt sein.

Wenn Sie das geschafft haben, sind Sie bereit für Phase III.

Ihr ASWB2

PS: Ich koche übrigens die meiste Zeit immer noch selbst.

Links zu den dazugehörenden Posts:

Entwicklungsstufen des Traders - Phase 1: Der Start

Entwicklungsstufen des Traders - Phase 2: der Beginner 

Entwicklungsstufen des Traders - Phase 3: der Bachelor/Geselle


Gastkommentar zur Phase 1 der Traderentwicklung - die Starterphase

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